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Vieles kann in drei Tagen geschehen




Jesus feiert mit seinem engsten Jüngerkreis ein Abschiedsmahl; rund ist der Zwölferkreis. Es ist Pessachzeit, Zeit der Befreiung, Zeit der Gemeinschaftsstiftung in Heiligkeit und Gerechtigkeit. Das ungesäuerte Brot und der Wein werden Zeichen der Erinnerung an Jesu Lebenswerk und Hingabe. Sie vergegenwärtigen seine Liebe, die alle Todeskräfte unterläuft. Durch die Fusswaschung setzt Jesus zudem ein weiteres Zeichen, damit der Geist des Einander-Dienens alle zusammenhält. Machtverhältnisse werden neu definiert. Bei der Eucharistiefeier dürfte auch dieses Zeichen nicht fehlen. Sollten nicht jeden Sonntag wenigsten Schuhputzer an den Kirchentüren stehen? Es wäre ein echter Dienst, vom Priester übernommen. Und da nun Corona mehr oder weniger vorbei ist, dürfte auch der Wein wieder zum trockenen Brot gereicht werden. So wächst Gemeinschaft, aller individualistischen Vereinzelung zum Trotz, stets auf der Suche nach dem lebendigen Leib Christi, in dem jeder und jede ihren Platz und ihre Aufgabe findet.


Jesus hat sich entschieden, nicht aus Jerusalem zu fliehen. Sein freies Ja, im nächtlichen Garten von Gethsemane errungen, soll seine erlösende Macht entfalten. Judas, einer aus dem Zwölferkreis und Freund Jesu, trägt nicht wenig dazu bei, dass Jesus den Mächten von Religion und Politik übergeben wird. Petrus und die anderen Jünger verraten ihren Meister und fliehen. Nur die Frauen folgen ihm von weit. Jesus verteidigt sich nicht mehr. Er hat genügend gesprochen und gelehrt. Nun haben irrationale Kräfte die Oberhand. Eigennutz und Hohn haben die Oberhand, Gewaltmissbrauch und die Folter am Kreuz, doch nur um entlarvt zu werden. Wenn sich der Mensch in Schuld verstrickt, sollte auch er schweigend in sich gehen. Der Grossteil von Schuldzuweisung ist Verschleierung eigener Gemeinheit, Aggression ein verzweifeltes Gestikulieren mit der eigenen Existenz. In einer Zeit wachsender Gewaltbereitschaft ist Einübung in gewaltfreien Widerstand für jeden persönlich ein Gebot der Stunde. Nur so können mit gutem Gewissen Waffen zur Selbstverteidigung im Krieg geliefert werden.


Am Ostermorgen ist das Grab leer. Der Stein ist weggerollt und der Weizen ist grün. Der Tod hat nicht einmal eine Spur hinterlassen. Verstört hören die Frauen Worte von himmlischen Boten. Vor Angst eingeschüchtert schliessen sich die Jünger ein. Bitter enttäuscht und desillusioniert verlassen einige Jerusalem. War alles nur ein böser Albtraum? Und er, das Opfer von Gewaltmissbrauch und Verrat, erscheint im als Lichtgestalt! Doch keine Anklage, keine Schuldzuweisung, keine Bestrafung. Nur Friedensworte. Vergebt einander! Habt keine Angst! Da beginnen die Herzen zu brennen. Den Jüngern aus dem engsten Kreis wie auch den Frauen gehen die Augen auf. Wie schuppen fällt es von den Augen. Sie erkennen, werden erleuchtet. Verstehen auf einmal – die ganze Schrift von Mose und den Propheten neu. Jeden Sonntag feiern Christen und Christinnen, mit Jesus überlebt zu haben. Sie haben zu feiern und zu melden. Krise und Katastrophe: ja. Doch Neuanfang und neue Schöpfung immer wieder, weil SEINE Kraft grösser ist.

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