Der Angriff von Hamaskämpfern auf Israelis kann einem nur verstört zurücklassen. Das wahllose Terrorisieren, Foltern und Töten von Kindern, Frauen und Männern kann nicht mehr als Mittel bezeichnet werden, um ein gesellschaftliches oder politisches Ziel zu erreichen. Es ist ein «totaler Kampf», so wie Staaten «totalen Krieg» führen können. Die Hamasterroristen legen barbarische Praktiken an den Tag, wie sie bereits vom Islamischen Staats bekannt sind. Sie sind Ausdruck von Menschen voller Hass und Rache, entwurzelt jeder Kultur und fremd jeder Religion, auch des Islams. Der Angriff von Hamas auf Israel kann nur auf das Schärfste verurteilt werden.
Dieser Ausfall ist ein verzweifelter Aufschrei von Menschen, die nur noch aus Ressentiments bestehen. Dass es zu einem solchen Ausbruch kommen konnte, sollte nicht überraschen. Die Zustände im Gazastreifen sind desolat. Doch dies ist nicht einfach dem Staat Israel in die Schuhe zu schieben. In zweiter Linie erst trägt dieser Mitverantwortung. In erster Linie ist die politische Führung der Palästinenser, die Hamas selbst, zur Rechenschaft zu ziehen. Sie hat in den letzten Jahren ihre ganz Kraft weiter in ihre Ideologie investiert, Israel zu vernichten. Ihre Aufgabe wäre jedoch gewesen, eine Zivilgesellschaft aufzubauen. Selbstverständlich sind die Bedingungen für die Palästinenser in Gaza widerlich. Doch es hält nicht von der pragmatischen Kleinarbeit von jeder politischen, gesellschaftlichen und religiösen Führung ab, für die eigene Bevölkerung dazu sein. Israel hat sich auch unter widerlichsten Umständen in den letzten 75 Jahren entwickelt. Den Israelis ist es nicht schlecht gelungen, auch wenn Israel nicht nur ein Musterschüler ist, zu dem man ihn gerne gemacht hat. Wann endlich macht sich die palästinensische Bevölkerung daran, das eigene Schicksal an die Hand zu nehmen und sich eine politische Führung zu geben, die an einer menschlichen Gesellschaft arbeitet?!
Auf jeden Fall scheint es nicht die Zeit zur politischen Debatte zu sein, ob eine Zweistaatenlösung den Nahostkonflikt beseitigt oder ein Staat mit Teilautonomien die Lösung bringt. Angesichts von so barbarischen Taten, wie wir sie gerade erleben mussten, tritt eine andere Frage in den Vordergrund. Wie wird eine menschenwürdige Kultur überhaupt bewahrt und gefördert? Denn auch die militanten fundamentalistischen Siedler im Westjordanland, die Palästinenser terrorisieren und allzu leicht bereit sind, sie umzubringen, fordern nicht eine politische Antwort. Vielmehr müssen auch sie zurückfinden zu humanistischer Kultur und dem Ethos des rabbinischen Judentums, das in der Diaspora so beeindruckend entwickelt worden ist. Welche politische Lösung auch schliesslich gefunden wird, jetzt ist die Stunde in eine menschenwürdige Zivilgesellschaft zu investieren, in Infrastruktur, in kulturelle Bildung und religiöse Erziehung, die ihren Namen verdient. Dazu braucht es eine Allianz von Säkularen und Religiösen, von Juden, Christen und Muslimen. Nur ein politischer Vergeltungsschlag von Israel gegenüber der Hamas, die die palästinensische Zivilbevölkerung auch wieder grausam trifft, ist zu kurzsichtig und schadet. Sie verdrängt allzu leicht von der eigentlichen Aufgabe: alle Kräfte für einen Aufbau einer Zivilgesellschaft einzusetzen.
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